Urlaub auf der Krim?

Wie entwickelt sich der Tourismus auf der Schwarzmeer-Halbinsel weiter?

Anzeige

Die politischen Entwicklungen der vergangenen Wochen haben natürlich Einfluß auf den Tourismus auf der Krim. Rußland hat die Schwarzmeer-Halbinsel, die völkerrechtlich wohl immer noch zur Ukraine gehört, faktisch annektiert und zu einem regulären Teil des russischen Staates erklärt. Flüge von Moskau auf die Krim werden deshalb mittlerweile auch als Inlandsflug behandelt.
Europa und die USA erkennen die Abspaltung der Krim von der Ukraine nicht an und drohen mit Sanktionen gegen Rußland. Die Auswirkungen auf den Krim-Tourismus sind deshalb schon jetzt zu spüren.

Der Zustand vor der Krise

Die Krim war schon immer eines der Top-Reiseziele für Russen und Ukrainer. Aber auch viele Urlauber aus dem westlichen Ausland wußten die Lage der Halbinsel und deren touristisches Angebot zu schätzen und besuchten diese gern und häufig.

Zu Zeiten der Sowjetunion, als die Krim Teil der ukrainischen Sowjetrepublik war, wurden viele Sanatorien gebaut und hier befand sich das bekannteste Kinderferienlager der UdSSR. Viele Werktätige verbrachten auf der Krim ihren von den Betrieben organisierten Jahresurlaub. Tourismus war die wichtigste Industrie und Haupteinnahmequelle.

Auch nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Eigenständigkeit der Ukraine büßte die Krim nichts von ihrer Anziehungskraft ein. Strandurlaube an der Schwarzmeerküste waren weiterhin sehr beliebt, vor allem bei den Gästen aus dem benachbarten Rußland.

Heute, nach der Annexion

Nach der Annexion werden westliche Urlauber die Krim kaum noch besuchen. Etliche Veranstalter, wie DERtour, Meier’s Weltreisen, ADAC Reisen, Jahn Reisen, Tjaereborg und ITS, haben Reisen auf die Krim aus dem Programm genommen. Bis zum 22. Juni geht nichts mehr in Richtung Krim und östliche Ukraine. Was danach passieren wird, bleibt abzuwarten.

Auch Kreuzfahrttouristen, die bisher zahlreich in den Häfen Jalta und Odessa an Land gingen und die Kassen der örtlichen Händler und Restaurants füllten, werden in nächster Zeit ausbleiben. Statt die Krim anzulaufen, werden die Schiffe von Costa und Aida Cruises nun nach Griechenland umgeleitet.

Westliche Urlauber werden damit auf der Krim zur Ausnahmeerscheinung. Erschwerend kommt hinzu, daß deutsche Urlauber, die bisher visumfrei in die Ukraine und damit auf die Krim reisen konnten, nun ein Visum für Rußland benötigen. Da Deutschland die Annexion der Krim nicht anerkennt, kann das Auswärtige Amt deutschen Staatsbürgern vor Ort angesichts der aktuellen Lage auch keinen konsularischer Schutz bieten. Deshalb wird von Reisen in diese Region abgeraten.

Rußland wird helfen müssen

Um den Tourismus auch nach der Annexion zu stabilisieren, wird Rußland einspringen müssen. Ministerpräsident Dmitri Medwedjew forderte deshalb bereits die russischen Behörden und Staatsbetriebe auf, ihre Mitarbeiter – wie zu Zeiten der Sowjetunion – auf die Krim zu schicken und diesen den Urlaub zum Teil zu finanzieren. Flüge auf die Krim sollen durch staatliche Stützungsmaßnahmen billiger sein, als Flüge in die Türkei oder nach Bulgarien, zwei bei den Russen sehr beliebte, weil billige Urlaubsregionen. Rabattaktionen von Hotels und Sanatorien sollen zusätzlich helfen.

Ob das ausreichen wird, die Verluste im Tourismusgeschäft auf der Krim aufzufangen, darf bezweifelt werden. Der größte Teil der Russen reist bisher nicht mit dem Flugzeug, der Flughafen Simferopol wäre für solche Massen auch gar nicht ausgelegt. Der direkte Anreiseweg auf die Krim verläuft durch ukrainisches Gebiet und ein Übertritt einer Grenze, die nach westlicher und ukrainischer Sicht gar keine ist, dürfte problematisch werden.
Deshalb werden die prognostizierten russischen Urlaubermassen wohl ausbleiben. Die Krim wird für die politischen Querelen bezahlen müssen. Ganz so, wie in Ägypten der Tourismus nach den Unruhen praktisch komplett zum Erliegen gekommen ist, wird auch der Tourismus auf der Krim mit heftigen Rückschlägen rechnen müssen.

Anzeige