So geht’s: Trampen auf Segelschiffen

Per Anhalter über den Atlantik.

Was im ersten Moment verrückt klingt, ist tatsächlich möglich. Man kann per Anhalter über die Weltmeere mitsegeln, und so eine Menge Spaß haben, viele Erfahrungen sammeln und vielleicht ein wenig Geld sparen. Dann kann man theoretisch rund um den Globus segeln, ohne einen Segelschein zu haben oder gar jemals ein eigenes Boot zu besitzen. Man muss nur wissen, wie es geht.

Anzeige

Grundsätzliches

Das Trampen über den Atlantik und andere Weltmeere unterscheidet sich gar nicht groß vom Trampen auf Landstraßen oder Autobahnen. Statt den Daumen raus zuhalten, muss man allerdings freundlich auf die Bootseigner zu gehen und am besten irgendwie den Eindruck vermitteln, dass man auf der Überfahrt hilfreich zur Hand gehen könnte. Denn das Helfen an Bord ist neben der Einsamkeit der hauptsächliche Grund, warum Kapitäne einen Tramper mitnehmen.

Besonders billig ist das Trampen über die Weltmeere im Vergleich zu einem Flug in einem Flugzeug allerdings nicht, denn meist geht für die Überfahrt sehr viel Zeit drauf. Nicht immer findet sich Boot, das einen die komplette Strecke mitnehmen will oder kann. Deshalb muss man oft, und da ist wieder die Parallele zum Trampen auf der Straße, in Teilstrecken vorankommen. In den Wartezeiten, weil man häufig nicht von einem Boot direkt auf das andere springen kann, die mehrere Tage oder abhängig vom Seegebiet manchmal auch Wochen dauern kann, muss man sich verpflegen und eine Unterkunft haben. Das kostet Geld.
Auch an Bord wird man sich an den Kosten für Lebensmittel, Wasser und Treibstoff beteiligen müssen.

Segelschiff

Wo kann man problemlos trampen?

Wie beim Auto gibt es auch auf den Weltmeeren Rennstrecken. So ist es für eine Atlantiküberquerung von Europa nach Nordamerika wohl einfacher eine Mitsegelgelegenheit zu finden, als bspw. von Südkorea nach Taiwan. Hier spielen auch politische Verhältnisse eine große Rolle, denen man unbedingt Beachtung schenken sollte. Außerdem sollte man bei seinen Planungen immer auch die Jahreszeiten und damit das Wetter einbeziehen.

Grundsätzlich findet sich in großen Häfen schneller eine Gelegenheit als in kleinen versteckten Marinas. Für eine Atlantiküberquerung bieten sich deshalb besonders Gibraltar, die Kanaren oder die Kapverden an. Das sind Ziele, die praktisch jeder Segler anläuft.

Wer nicht auf sein Glück im Hafen warten will, kann auch über Crewbörsen im Internet (wie crewseekers.net, findacrew.net und handgegenkoje.de) versuchen, ein geeignetes Schiff zu finden.

Wen nehmen die Kapitäne besonders gern mit?

Praktische Erfahrungen aus dem Leben helfen immer weiter. Auch gelernte Berufe können hilfreich sein. So werden z.B. Köche besonders gern mitgenommen, denn das Essen ist immer der wichtigste Punkt auf einer Seereise, auch auf privaten Segelschiffen. Handwerker sind immer gern gesehen, aber auch Leute mit medizinischen Kenntnissen oder Unterhaltungstalent. Man kann dabei ruhig ein wenig flunkern, Hauptsache man hat nicht zwei linke Hände und steht auf Deck nicht im Weg herum.
Ausreichende Kenntnisse in Englisch, Spanisch oder Französisch sind natürlich von Vorteil, denn man wird kaum überall eine deutschsprachige Crew finden.

Leben an Bord

Ohne anpacken und mithelfen wird es definitiv nicht gehen. Trampen über die Weltmeere ist keine Reise mit dem Kreuzfahrtschiff. Auch sollte man gewillt sein, sich in die Abläufe und das Leben an Bord zu integrieren. Die klaglose Übernahme der unbeliebten Nachtwachen gehört genauso dazu, wie die Vorlieben beim Essen oder die Einhaltung der Kleidervorschriften. Wer ein Problem mit fehlender Intimsphäre oder Nacktheit an Deck hat, sollte auf das Trampen auf einem Segelschiff vielleicht besser verzichten.

Dabei könnte das zwanglose Benehmen durchaus für ein ganz neues Lebensgefühl sorgen. Dazu gehört neben der Freikörperkultur durchaus auch Nacktyoga*, denn für die sinnvolle Beschäftigung mit dem eigenen Körper bleibt neben der Arbeit auf und unter Deck locker noch eine ganze Menge Zeit und Gelegenheit. Eine Mitfahrt auf einem Segelschiff ist nämlich kein Rennen übers Meer. Der Weg ist auch hier das Ziel. Wer schnell von A nach B kommen will, dem bieten sich in der Regel genügend andere Transportmöglichkeiten.

Anzeige

Ein Kommentar

  • Jens

    Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass das Angebot sehr wohl da ist. Etwas Flexibilität bezüglich Ziel der Reise schadet nicht, aber dann lässt sich ein durchaus ein Schiff finden, dass einen mitnimmt.
    Allerdings wird neben einem kleinen Beitrag für die Unterbringung und Verpflegung meist erwartet, dass man mit anpackt – und wenn es nur einfache Reinigungsarbeiten auf hoher See sind. Man muss sich also bewusst sein, dass man keinen Luxusurlaub bucht.