City2City: Erster Fernbusanbieter gibt auf

Mitte Oktober 2014 ist Schluß bei City2City.

Erst Anfang 2013 wurde der flächendeckende Fernbusverkehr in Deutschland erlaubt. Das aus den 1930er Jahren stammende Gesetz, das die Eisenbahn vor der Konkurrenz auf der Straße schützen sollte, wurde endlich geändert.

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Seitdem hat sich der Fernbusmarkt geradezu stürmisch entwickelt. Es gab eine Vielzahl von Neugründungen und zahlreiche Fernbuslinien wurden eingerichtet. Neben großen Anbietern, wie FlixBus*, City2City, MeinFernbus, ADAC-Postbus und anderen, versuchen sich auch einige kleinere Busunternehmen in dieser neuen Branche.

Die Kunden nahmen das Angebot der Busverbindungen, mit den gegenüber der Bahn meist viel billigeren Tickets, begeistert an. Allein im vergangen Jahr reisten schon über 8,3 Millionen Passagiere mit Fernbussen durchs Land und für 2014 rechnen Experten mit einer weiteren deutlichen Zunahme der Fahrgastzahlen.

Allerdings konzentrieren sich die meisten Anbieter auf die wichtigsten Rennstrecken, wie Strecken nach Berlin, Frankfurt/Main, München oder ins Ruhrgebiet. Das ist aufgrund der jeweiligen Bevölkerungsdichte zwar verständlich, doch bei einem Überangebot an Busverbindungen auf einer Linie muß es logischerweise zu einem Verdrängungswettbewerb kommen. Und so liefern sich die Fernbusanbieter einen harten Preiskampf. Kampfpreise von 8 bis 20 Euro pro Strecke sind keine Seltenheit, sondern eher die Regel.
Offenbar kann von diesen niedrigen Preisen kein Busunternehmen längerfristig leben. So fordert auch der Branchenverband BDO höhere Preise für die Zukunft.

Am 13.Oktober ist Schluß

Für City2City kommen solche Aktionen jedoch zu spät. Zum 13. Oktober 2014 wird der Geschäftsbetrieb eingestellt. Alle bereits für eine spätere Fahrt verkauften Tickets werden erstattet.

Das britische Verkehrsunternehmen National Express, das hinter City2City steht, begründet diese drastische Maßnahme mit der derzeit in Deutschland vorherrschenden Preisstruktur im Fernbusmarkt. Damit sei es nicht möglich, ein zukunftsfähiges Geschäft aufzubauen und ausreichend zu wachsen. City2City hatte im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs einen Verlust von 1,75 Mio. Euro erwirtschaftet, im vergangenen Jahr waren es bereits 3 Mio. Euro Verlust.

Fernbusmarkt wird sich ändern

Der Preiskampf im Fernbusmarkt trägt eine große Schuld für das Ende von City2City. Das ist sicherlich unbestreitbar. Und City2City ist der erste, aber garantiert  nicht der letzte Fernbus-Anbieter, der die Segel streichen muß. Auch der regional agierende Anbieter Publicexpress ist bereits in Turbolenzen. Die Kunden werden sich deshalb unweigerlich auf höhere Preise im Fernbus einstellen müssen.

Allerdings ist auch die einseitige Konzentration auf einige wenige Rennstrecken nicht gerade hilfreich. Wer sich eine Karte der Fernbuslinien quer durch Deutschland ansieht, dem fällt schnell auf, daß weite Gebiete noch gar nicht ans Fernbusnetz angeschlossen sind, so in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Schleswig-Holstein, im Saarland und in großen Teilen von Niedersachsen und auch Bayern. Anstatt sich einen ruinösen Preiskampf auf den immer gleichen Verbindungen zu liefern, sollten sich die Busunternehmen also besser auf das Optimieren und sinnvolle Ausbauen ihres Netzes konzentrieren.

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