Autoreisezug auf dem Abstellgleis

Deutsche Bahn mustert Autoreisezüge komplett aus. Nur Sylt-Shuttle bleibt.

„Wer will nochmal, wer hat noch nicht? Nur noch kurze Zeit Angebot.“ So könnte die Werbung für den Autoreisezug der Deutschen Bahn lauten, denn lange wird es diese Art des Reisens nicht mehr geben. 2017 ist Schluß.

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Die Deutsche Bahn hat neben den 4 Feinden (Frühling, Herbst, Sommer und Winter) auch mit drei handfesten und schon lange bestehenden Problemen im Personenverkehr zu kämpfen. Das wären die Nachtzüge, die Speisewagen und die Autoreisezüge. Bei allen drei Angeboten macht die Bahn unter dem Strich herbe Verluste.

Die Speisewagen werden deshalb von der Konzernführung schon lange kritisch beäugt. Doch ganz ohne Speiseangebot – zumindest in den Fernreisezügen – wird es nicht gehen. Der Passagier erwartet dies und deshalb wird die Bahn auch weiterhin ein solches Angebot machen, wenn auch in abgespeckter Version.

Die Nachtzüge, die unter der Marke City Night Line betrieben werden, wurden bereits in den letzten Jahren sukzessive reduziert. Und im November werden weitere Verbindungen dem Rotstift zum Opfer fallen. So werden die Nachtzüge Berlin – Paris, Amsterdam – Kopenhagen, Innsbruck – München – Paris, Kopenhagen – Basel, Hamburg – Paris und Prag Kopenhagen gestrichen. Das wird ein heftiger Einschnitt ins Liniennetz der City Night Line-Züge. Doch die Nachfrage nach im Vergleich mit den Tageszügen teils erheblich langsameren Nachtzügen ließ zuletzt immer mehr nach. Billigflieger und Fernbusse* haben daran wohl ebenfalls ihren Anteil, machen die doch einen Städtetrip besonders schnell und günstig möglich.

Autoreisezüge kommen aufs Abstellgleis

Wie die Speisewagen und die Nachtzüge müssen auch die Autoreisezüge Federn lassen. Das Angebot dieser besonderen Art zu Reisen, bei der man gemütlich im Waggon sitzt, während das eigene Auto auf einem entsprechenden Transportwaggon im gleichen Zug mitreist, wird sogar regelrecht gerupft. Ab 2017 ist quasi komplett Schluß. Nur der Shuttle auf die Nordseeinsel Sylt wird bestehen bleiben.

Bereits zum Winterfahrplan 2014/2015 werden die Strecken Innsbruck – Hamburg/Hildesheim und Innsbruck – Düsseldorf gestrichen. Ab Sommer entfallen dann alle Verbindungen von Hamburg und von Düsseldorf nach Villach, Narbonne und Alessandria. Damit bleiben dann nur noch die Verbindungen von Hamburg nach München und nach Lörrach. 2017 ist auch damit endgültig Schluß.

Die Gründe für diese radikale Maßnahme sind zum einen die Verluste, die die Autoreisezüge seit Jahren einfahren, viel entscheidender aber sind die alten Waggons für den PKW-Transport. Für diese laufen 2017 die technischen Zulassungen aus und für neue Waggons will die Bahn kein Geld mehr ausgeben.

LKW als Alternative

Umweltaktivisten werden aufschreien, doch die Bahn plant tatsächlich einen Teil des Autoreisezugverkehrs auf die Straße zu verlagern. Ein ökologischer Witz, doch die Kunden nehmen das Angebot offenbar dankbar an. Auf den zwei Strecken München – Düsseldorf und München – Berlin wurde das bereits erfolgreich getestet. Die Passagiere reisen mit dem normalen Zug und die PKW werden per LKW zum Bestimmungsort transportiert. Dort kommen sie zwar räumlich und zeitlich von einander getrennt an, doch die Bahnkunden scheinen sich daran nicht zu stören. Gut möglich, daß diese Variante zukünftig noch ausgebaut wird.

Sylt-Shuttle bleibt

Nur im hohen Norden bleibt alles beim Alten. Der Autozug wird auch zukünftig die Insel Sylt mit dem Festland verbinden. Auch nach 2017 werden die Shuttlezüge weiterhin täglich zwischen Niebüll und Westerland pendeln. Hier verdient die Bahn richtig Geld und sie wird sich dieses Geschäft unter keinen Umständen aus der Hand nehmen lassen.

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