Bahn: Passagiere werden 2016 viel Geduld brauchen.

In diesem Jahr wird bei der Bahn sehr viel gebaut. Baumaßnahmen werden gebündelt, und die Kunden werden es zu spüren bekommen.

Im Jahr 2016 will die Deutsche Bahn große Teile des Schienennetzes in Deutschland erneuern. Insgesamt 3.200 km Schienen, 2.000 Weichen, 2,9 Millionen Bahnschwellen und ganze 150 Brücken sollen und müssen dieses Jahr modernisiert werden.

Anzeige

Belastungen für Bahnfahrer

Die Zahlen lassen bereits erahnen, daß diese Baunahmen zum einen sehr viel Geld kosten werden und zum anderen zu großen Verzögerungen im normalen Verkehrsablauf bei der Bahn führen werden. Auf die Passagiere werden deshalb dieses Jahr unweigerlich große Belastungen zukommen. Umleitungen und verlängerte Fahrzeiten werden sich auf den von Baumaßnahmen betroffenen Streckenabschnitten kaum vermeiden lassen.

Bündelung der Maßnahmen

Die Bahn hat aber versprochen, die geplanten einzelnen Baumaßnahmen auf einem Bahnabschnitt so gut aufeinander abzustimmen, daß die Dauer der unvermeidlichen Beeinträchtigungen für die Passagiere verringert wird. Dies soll durch geschickte Bündelung der Bauaktivitäten geschehen.

Wie gut das funktionieren wird, werden die Bahnkunden in diesem Jahr am eigenen Leib verspüren, wenn es aufgrund „unvorhersehbarer“ Umstände doch mal wieder etwas länger dauert, bis ein von den Erneuerungsmaßnahmen betroffener Streckenabschnitt wieder freigegeben werden kann.

Ein Zug der Deutschen Bahn

Ein Zug der Deutschen Bahn

Betroffene Strecken

  • Von Anfang Mai bis September 2016 wird auf der ICE-Strecke Hamburg – Hannover – Göttingen gebaut. In zwei Stufen werden Weichen und Schienen erneuert. Dafür werden ab Juli rund 100 Fernzüge täglich umgeleitet. Fahrzeitverlängerung dadurch: 40 Minuten.
  • Auf dem Abschnitt Frankfurt – Mannheim wird ab Juli bis August nur ein Fahrstreifen zur Verfügung stehen.
  • Zwischen Saalfeld und Nürnberg wird bereits gebaut. Hier soll die Neubaustrecke Erfurt – Nürnberg entstehen.
  • Eine Dauersperrung wird es zwischen Hallstadt und Bad Staffelstein geben. In 34 Wochen soll die Strecke komplett neu gebaut werden.

Investitionsstau

Insgesamt 5,5 Milliarden Euro will die Deutsche Bahn AG für diese Baumaßnahmen in diesem Jahr ausgeben. Das sind 200 Millionen Euro mehr als im Jahr 2015. Doch auch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Durch die jahrelange Vernachlässigung des Schienenweges ist ein Investitionsstau von 30 Milliarden Euro entstanden. Die schiere Menge von 3.200 km Schienen, 2.000 Weichen, 2,9 Millionen Bahnschwellen und 150 Brücken, die wie bereits erwähnt allein in 2016 erneuert werden müssen, sind dafür der traurige Beweis.

Im wieder zeigt sich, daß die Idee, den Schienenweg bei der Deutschen Bahn AG zu lassen, statt diesen in ein bundeseigenes Unternehmen auszulagern, ein großer Fehler war. Immer hin will man jetzt ab 2019 gezielt darangehen, den aufgelaufenen Investitionsstau abzubauen.

Den Bahnkunden wird in diesem Jahr also tatsächlich viel Geduld abverlangt werden. Nicht alle werden diese immer aufbringen wollen und können. Die Abwanderung zu alternativen Verkehrsträgern, wie den äußerst erfolgreichen Fernbussen*, wird wohl auch weiterhin anhalten.

Eines steht allerdings auch fest: Die Baumaßnahmen sind notwendig und unumgänglich. Zwischen 2015 und 2019 werden 28 Milliarden Euro in das Schienennetz-Sanierungsprogramm gesteckt, davon trägt der Bund 16,6 Mrd. Euro und die Bahn 11,4 Mrd. Euro.

Man kann als Bahnkunde deshalb nur auf die Zeit nach den notwendig gewordenen Baumaßnahmen hoffen. Doch wer die Bahn kennt, weiß, daß nach einer Baumaßnahme immer auch vor einer Baumaßnahme ist.

Anzeige