Notruf von der Insel Mallorca

Urlauber überrennen Mallorca. Der Balearen Insel droht der Kollaps.

Mallorca ist schön, wenn du nicht unbedingt am Ballermann nach Entspannung suchst. Immer noch. Der Inselnorden und Westen kann immer noch glänzen mit versteckten kleinen Orten, Buchten und unberührter Natur. Hier ist noch alles sinnlos mit Beton und zu Stein gewordenen Inselträumen zugebaut.

Anzeige

Urlauberrekord

Doch das Jahr 2016 ist eine echte Belastung für die Insel, die Bevölkerung und auch die Gäste. In diesem Jahr sind so viele Urlauber nach Mallorca gekommen, wie noch nie. Im August tummelten sich unglaubliche 2,1 Millionen Urlauber zeitgleich auf der Mittelmeerinsel. Damit kamen auf jeden Einwohner ein Tourist. Das ist ein eher trauriger Rekord, denn die Insel kommt damit an ihre Belastungsgrenze.

Mallorca ist voll

Wenn du am Flughafen Palma de Mallorca landest, dann wirst du die drangvolle Enge direkt nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug spüren.  Mehr als 180.000 Passagiere werden jetzt am Tag an diesem Airport abgefertigt. Damit ist PMI, so die offizielle IATA-Abkürzung, im Sommer einer der bedeutendsten Flughafen Europas. Viel Spaß am Kofferband. Falls dein Flug übrigens verspätet gelandet oder gestartet ist, dann bist du in guter Gesellschaft. Gut 40 Prozent aller Landungen und Starts werden nicht planmäßig abgewickelt. Zu viele Maschinen wollen gleichzeitig nach PMI.

Hast du den Flughafen dann endlich verlassen, darfst du zusammen mit 90.000 anderen Mietwagen über die Straßen der Insel quälen.
Im Hotel geht der Massenauflauf dann weiter. In den Hauptsaison sind die Hotel fast vollständig ausgebucht. Wie der Kampf um die heißbegehrten Liegen am Pool oder am Strand jeden Morgen vonstatten geht, kannst du dir selbst ausmalen. Nimm ruhig dunkle Farben dafür.

Willst du dann am Abend ganz in Ruhe durch die Gassen der alten Innenstadt von Palma schlendern, achte unbedingt vorher darauf, ob gerade wieder ein Kreuzfahrtriese im Hafen festgemacht hat. Und das passiert täglich. Denn dann werden dir die Massen an Passagiere von diesen Schiffen geballt entgegen kommen, wenn diese alle zeitgleich runter vom Schiff und auf in die Innenstadt aufbrechen. Nur die Souvenirverkäufer und Eisstände können sich darüber freuen. Die Innenstadt verändert sich bereits merklich.

Urlaub unter Palmen

Urlaub unter Palmen

Ökologische Folgen

Wassermangel gab es eigentlich schon immer auf Mallorca. In den vergangenen Jahren hatte man den Mangel zumindest einigermaßen im Griff. In diesem Sommer geht das nicht mehr. Die Wasser-Ressourcen werden knapp. Schon wurden einige der stillgelegten Meerwasser-Entsalzungsanlagen wieder in Betrieb genommen. Das Wasser, das damit erzeugt wird, kannst du trinken. Schmecken wird es dir aber nicht. Willst du dir einen Kaffee oder Tee machen, wirst du auf gekauftes Wasser in den großen 5 Liter Plastikflaschen zurückgreifen müssen. Und Plastikflaschen lassen den Müllberg wachsen, der manchenorts bereits zum echten Problem geworden ist.

Solltest du unangenehme Düfte wahrnehmen, dann bist du in der Nähe einer Kläranlage gelandet. Diese laufen am Anschlag und haben massive Probleme, die Mengen an Schmutzwasser überhaupt zu bewältigen.

Gründe für den Ansturm

Wenn du wissen willst, warum Mallorca in diesem Jahr so überrannt wird, dann mußt du deinen Blick auf die internationale Lage und politischen Ereignisse richten. Ägypten, Tunesien sind schon länger von den Karten der Reiseunternehmen verschwunden. Nach Unruhen und Terror ist der Tourismus in diesen Ländern praktisch zum Erliegen gekommen. Auch in der Türkei haben die politischen Entwicklungen und die terroristischen Anschläge der jüngeren Vergangenheit dazu geführt, daß die Urlauber ausbleiben. Die haben sich in diesem Jahr neue Ziele gesucht. Und sehr viele davon, reisten nach Mallorca.

Für das kommende Jahr sieht es nach heutigen Einschätzungen nicht besser aus. Wenn du es irgendwie vermeiden kannst, solltest du nicht Mallorca reisen. Es gibt schließlich so viele andere schöne Gegenden* in Europa, die du garantiert noch nicht gesehen hast. Da mußt du dich nicht nach Mallorca quälen.

Anzeige