Per Flieger vom Ruhrgebiet auf ostfriesische Inseln

Bald kannst du vom Ruhrgebiet nach Juist und Norderney fliegen.

Natürlich wird Fliegen zur Zeit – nicht ganz unberechtigt – kritisch betrachtet. Die Deutsche Fussball-Nationalmannschaft der Männer musste gerade erst einen gewaltigen Shitstorm über sich ergehen lassen, weil sie nach einem Spiel per Flugzeug die Strecke von Stuttgart nach Basel zurückgelegt hat. Hauptsächlicher Stein des Anstoßes war dabei die relativ kurze Strecke zwischen den beiden Städten und die Tatsache, dass sowieso ein Mannschaftsbus nach Basel fahren musste, um die Mannschaft dort vom Flughafen abzuholen und ins Hotel zu fahren. Da hätte die National-Elf auch gleich per Bus reisen können.

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Der Umweltgedanke ist mittlerweile in großen Teilen der Bevölkerung angekommen, und Fliegen gehört eindeutig zu den eher umweltschädlichen Möglichkeiten der Fortbewegung. #Flugscham macht seitdem die Runde.

Doch mit dem Flugzeug geht die Reise meist schneller als mit Auto, Fernbus* oder Bahn. Natürlich die entsprechende Flugstrecke vorausgesetzt, sonst dauern das Einchecken und der Flug insgesamt länger als die Reise mit den genannten Alternativen.

MeerExpress

Mit der Strecke Ruhrgebiet – ostfriesische Inseln wähnt sich die neue Fluggesellschaft MeerExpress aber auf der sicheren Seite. Wer schon einmal per Auto den Weg in den Norden angetreten hat weiß, dass man damit nicht so ganz falsch liegt, vor allem zu den Hauptreisezeiten. Denn dann geht meist ohne kilometerlange Staus gar nichts.

Per Flugzeug von MeerExpress soll man künftig in unter 55 Minuten vom Ruhrgebiet auf die Inseln Norderney (NRD) oder Juist (JUI) gelangen können. Das verspricht zumindest die Homepage:

Screenshot meerexpress.de

Screenshot meerexpress.de

Und noch ein Detail verspricht die Homepage: In 17 Tagen (zum Zeitpunkt der Artikelerstellung), also am 26. September 2020 beginnt der Ticketverkauf.

Der Erstflug soll allerdings erst im März 2021 erfolgen. Wer also in diesem Jahr Weihnachten oder Silvester auf Norderney verbringen möchte, der muss wohl oder übel noch einmal per Auto anreisen.

Geflogen werden soll vom Flugplatz Schwarze Heide (ZCV) in Hünxe. Das ist mitten im Ruhrgebiet nördlich von Bottrop.

In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es zahlreiche solcher Verbindungen aus dem Ruhrgebiet an die Norddeutsche Küste. Viel geblieben ist davon allerdings nicht. Heute kann man vor allem vom niedersächsischen Festland auf die ostfriesischen Inseln fliegen. Es gibt auch spärliche Flugverbindungen zwischen den einzelnen Inseln.

Für MeerExpress soll ab Schwarze Heide eine Cessna Caravan 208-675 zum Einsatz kommen. Diese einmotorige Maschine bietet bis zu 9 Passagieren Platz.

Cessna Caravan 208 | Foto: Momentmal, pixabay.com, Pixabay License

Cessna Caravan 208 | Foto: Momentmal, pixabay.com, Pixabay License

Wieviel Koffer und Taschen gleichzeitig transportiert werden können, wenn die Kabine ausgebucht ist oder welchen alternativen Gepäcktransport es geben wird, dazu gibt es noch keine Informationen.

Bis zu 4 Mal täglich will MeerExpress dann von Schwarz Heide gen Norden starten. Jeweils im Hin- und Rückflug nach Norderney bzw. Juist. Ein Flug ZCV – JUI – NRD – ZCV auf beide Inseln gleichzeitig ist offenbar nicht vorgesehen.

Ausblick

Ob das Unternehmen erfolgreich sein wird und ob MeerExpress lange durchhalten wird, bleibt abzuwarten. Die Buchungszahlen ab dem 26.09.2020 werden darauf sicherlich einen ersten Ausblick geben können. Die Ticketpreise und etwaige Kooperationen mit Tourismus-Unternehmen werden darüber sicherlich genauso mit entscheiden, wie der weitere Verlauf der Corona Pandemie. Zwar liegt Urlaub in Deutschland* auch wegen Corona derzeit stark im Trend, doch einen neuerlichen Shutdown wegen Corona könnte niemand gebrauchen. Auch nicht die norddeutschen Inseln in Nord- und Ostsee.

Interessant wird es auch jeden Fall zu beobachten sein, ob MeerExpress mit einer Single Engine Turboprop Maschine wirtschaftlich erfolgreich kommerzielle Luftfahrt betreiben kann.

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