Berlin und seine Souvenirs: Mauerspechte, Sektorengrenzen und Berliner Luft

Vor fast einem Vierteljahrhundert fiel die Berliner Mauer nach etwas über einem Vierteljahrhundert fast genauso schnell und unerwartet, wie sie seinerzeit quasi über Nacht errichtet wurde. 28 Jahre lag teilte das Bauwerk die Stadt an der Spree, und als ihr Ende nach dem 9. November 1989 unaufhaltsam besiegelt war, dienten ihre Fragmente nicht nur über die ganze Welt verteilt als Mahnmale der Erinnerung, sondern in Klein- und Kleinstformaten in schier unendlicher Anzahl auch als zeitweise international außerordentlich beliebte Souvenirs. Angesichts der Fülle an „Original Mauerstücken“ fragten sich zwar schon nicht nur eher skeptische Zeitgenossen früh, ob diese denn tatsächlich alle von den insgesamt gut 156 Km Grenzbefestigung um Westberlin stammen (konnten), oder ob angesichts der ungeheuren Nachfrage nicht auch der ein oder andere vorher völlig anonyme Ziegelstein nachträglich mit etwas Sprühfarbe und entsprechender Verpackung versehen sozusagen historisch gewinnbringend geadelt wurde.

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Mittlerweile hat sich natürlich sowohl der weltweite Hunger nach Mauerstücken als auch die Euphorie um die damals so unerwartete Grenzöffnung tendenziell etwas abgeschwächt, nichtsdestotrotz scheint jedoch die globale Begeisterung für Berlin als Reiseziel dahingegen von Jahr zu Jahr zuzunehmen. So wurde bereits im Jahr 2011 erstmals die Marke von 20 Millionen Übernachtungen geknackt, 2012 waren es bereits über 23 Millionen Gäste, die sich ein eigenes Bild von der inzwischen so häufig als kreativ, lebendig und ungewöhnlich beschriebenen Stadt machen wollten. Und natürlich beflügelt dieses anhaltende große touristische Interesse auch den Einfallsreichtum und den Geschäftssinn der Souvenir- und Andenkenhersteller und Händler. So erhält man neben den herkömmlichen Miniaturen des Brandenburger Tores, des Fernsehturmes oder der Siegessäule jetzt auch mit garantiertem Echtheitszertifikat ausgestattete Mauerstücke und Fragmente sowie eine Vielzahl von Mitbringseln wie etwa die Replika der ehemaligen Sektorengrenzschilder, die besonders an die ereignisreiche urbane Geschichte Berlins nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern sollen.

So kann man etwa den 2006 abgerissenen „Palast der Republik“ wie auch die Mauer selbst zu Hause und völlig frei von Asbest mit einem Bastelbogen nachbauen, auch als großes Puzzle ist der ehemalige Sitz des Parlaments der DDR erhältlich. Den seinerzeit wegen seiner Abgaswerte eher gefürchteten, heute jedoch z.T. kultisch verehrten „Trabbi“ gibt es als Radiergummi und als Miniaturmodell in verschiedenen Farben und Formen, sowohl den Fernsehturm als auch das Brandenburger Tor kann man als Plätzchenausstecher erwerben und die weltberühmte Berliner Luft mit dem ganz besonderen Duft kann man sich in der Dose ebenfalls mit nach Hause nehmen. Ganz besonders beliebt sind und bleiben auch die Berliner Ampelmännchen, die erstmals 1969 in Ostberlin zur Verkehrsregelung eingesetzt wurden, und seit 1996 zur Dekoration einer Vielzahl von Produkten genutzt werden. So zum Beispiel bei T-Shirts, Waschlappen, Handtüchern, Mützen, Stoffbeuteln, Mousepads, Untersetzern, Thermometern, Badeschwämmen, Kinderpflastern, Bleistiften, Kugelschreibern, Kalendern, Lesezeichen, Magneten, Radiergummis, Notizblöcken, Schlüsselanhängern, Postkarten, Ohrringen und Plätzchenausstechern.

Wie man sieht, ist Berlin nicht nur „arm und sexy“, sondern auch immer wieder eine Reise wert.

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