Kleine Reisebüros werden sterben

Die Zukunft für kleine Reisebüros sieht nicht rosig aus.

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Noch gehören Reisebüros neben den bekannten Ketten von Parfum- und Klamottenanbietern zu jeder normalen deutschen Innenstadt. Auch in fast jedem Shoppingcenter, mag es noch so klein sein, findet sich ein Reisebüro. Und zusätzlich bieten Ketten, wie Tchibo oder Supermärkte, Reisen zum vermeintlichen Schnäppchenpreis an.

Diese hohe Präsenz ist den goldenen Jahren geschuldet, in denen Deutschland Reiseweltmeister war. Mittlerweile haben uns die Chinesen auf den zweiten Platz verwiesen, doch die Dichte der Reisebüros hat kaum abgenommen. 2012 gab es 9.986 Reisebüros plus 1.800 Reisebuchungsstellen, wie Tchibo und Co. Das sind zehnmal so viele Reisebüros wie Schnellrestaurants des bekannten amerikanischen Burgerbraters. Damit gibt es in Deutschland 11 Reisebüros pro 100.000 Einwohner. So eine Dichte gibt es sonst nirgends auf der Welt.

Doch das wird nicht so bleiben. Zwar steigt der Gesamtumsatz im Sektor Reisen und Urlaub jährlich weiter an, im Jahr 2012 von 21,8 Mrd. EUR auf 22,5 Mrd. EUR, doch die Zahl der Reisebüros nimmt allmählich ab. Rund 300 geben pro Jahr auf. Dabei läßt sich eine Konzentration auf große Anbieter feststellen. Kleine inhabergeführte Reisebüros mit ein bis zwei Angestellten haben es heute schon schwer zu überleben.

Und für sie wird es in Zukunft noch schwerer werden. Große Reiseveranstalter wie die TUI wollen den Ausleseprozeß unter den Reisebüros noch verstärken. Ein neues Provisionsmodell wird dazu führen, daß sich viele kleine Reisebüros von TUI verabschieden müssen. Die Konzentration von TUI auf wenige Hotelketten und exklusiv über TUI zu buchende Häuser mit einer ganz bestimmten Ausrichtung, verlangt eine hochqualifizierte Beratung in den Reisebüros. Die Berater vor Ort müssen entscheiden, welches Hotel für die Bedürfnisse des Kunden das richtige ist.
Solange sie dabei die nicht ganz billigen TUI-Produkte an den Mann oder die Frau bringen, ist alles gut. Dafür gibt es sogar mehr Provision. Sollte ein Reisebüro aber vorallem über den Preis verkaufen, wird es sich durch Nichterreichen von Umsatzschwellen quasi selbst aus der TUI-Familie schmeißen.

Und es droht den kleinen Reisebüros weiteres Ungemach. Noch verhalten sich viele Deutsche irrational, wenn es um die Buchung einer Reise geht. Zwar informiert man sich zu Hause am Computer online im Internet über das gewünschte Reiseziel, bucht die Reise aber letztlich doch ganz traditionell offline im lokalen Reisebüro. Mehr als 90 Prozent aller Pauschalreisen werden im Reisebüro gebucht.
Doch dieser Trend wird sich mit der weiteren Verbreitung von Smartphones und Tablets wohl umkehren, hin zur Buchung im Internet. Das geht schneller und läßt sich auch am Wochenende erledigen. Der Umsatz der kleinen Reisebüros wird damit weiter abnehmen. Und letztlich zu deren Sterben führen. Nur die großen, die sich ganz auf eine Marke konzentrieren können, werden auch weiterhin die deutsche Innenstädte bevölkern. Wenn auch nicht mehr in der hohen Konzentration wie heute.

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