Happy End für Nachtzug?

Wird es auch weiterhin Nachtzüge in Deutschland geben?

Die Deutsche Bahn mag keine schlafenden Reisende, die versuchen, nachts durch Deutschland zu reisen, zumindest nicht in den eigenen Zügen. Diesen Eindruck muß man bekommen, wenn man sich die Konzernpolitik der letzten Jahre ansieht.

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City Night Line

Die Marke City Night Line, unter der die Nachtzüge der Bahn betrieben wurden, wurde sukzessive immer weiter ausgedünnt. Im November 2014 wurden die einstmals aufkommensstarken Verbindungen Berlin – Paris, Amsterdam – Kopenhagen, Innsbruck – München – Paris, Kopenhagen – Basel, Hamburg – Paris und Prag Kopenhagen aus dem Fahrplan gestrichen. Vom ehemaligen engmaschigen Liniennetz der Nachtzüge blieb nur noch ein löchriges Rumpfangebot zurück.

Autoreisezüge

Neben den Nachtzügen wurden auch die von von vielen Urlaubern äußerst geschätzten Autozugverbindungen ins europäische Ausland aufs Abstellgleis geschoben. Nur die prestigeträchtigen Verbindungen zur Nordseeinsel Sylt wollen vorerst bestehen bleiben.

An vielen Bahnhöfen wartet man vergebens auf den Nachtzug der Deutschen Bahn | Foto: Golda pixabay.com, CC0 Public Domain

An vielen Bahnhöfen wartet man vergebens auf den Nachtzug der Deutschen Bahn | Foto: Golda pixabay.com, CC0 Public Domain

Hoffnung für Nachtzugreisende

Für die Fans der Nachtzugverbindungen gibt es jedoch einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont. Offenbar hat die Petition, die tausende Reisende im Netz unterschrieben haben, insoweit Erfolg, daß nach einer annehmbaren Lösung gesucht wurde. Wenn die auch nicht von der Deutschen Bahn selbst kommt.

ÖBB

Offenbar überlegt die Österreichische Bahn (ÖBB) einige der Nachtzug-Verbindungen, die die Deutsche Bahn streichen will, in Eigenregie zu betreiben.

Derzeit bietet die ÖBB bereits Verbindungen von Wien nach Hamburg, Köln und Düsseldorf an. Nach Informationen des Fahrgastverbandes „Pro Bahn“ könnten dazu künftig die Verbindungen von Düsseldorf nach Innsbruck und Wien und von Hamburg nach Zürich von den Österreichern angeboten werden. Zusätzlich ist wohl auch die Anbindung von Berlin nach Innsbruck im Bereich des Möglichen.

Pläne

Das letzte Wort ist dabei noch nicht gesprochen, doch würden die von ÖBB künftig betriebenen Strecken den Nutzern der Nachtzüge zumindest einen Teil der beliebten Verbindungen zurückbringen.

Daß dies alles so kommen wird, dafür spricht einiges. Entgegen zu den Kollegen aus Deutschland, wo die Deutsche Bahn sich vom Nachtzuggeschäft komplett verabschieden will, planen die Österreicher das genaue Gegenteil. Die ÖBB plant den Ankauf von gebrauchten Schlaf- und Liegewagen und den Umbau von normalen Zügen in Schlafvarianten. Offenbar ist das Geschäft mit den schlafenden Passagieren – entgegen der Verlautbarungen der Deutschen Bahn – doch rentabel genug, damit sich solche Investitionen am Ende lohnen.

Update (29.07.2016): Jetzt ist es amtlich. Die Deutsche Bahn gibt ihre Nachtzugverbindungen auf, sie wird ab dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 keine Nachtzugverbindungen mehr im Angebot haben.

Doch die Bahnfahrer können aufatmen, die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) werden einen Großteil der bisherigen Verbindungen übernehmen. Dazu zählen die Strecken Düsseldorf-Köln-Frankfurt-München-Innsbruck, Hamburg-Berlin-Frankfurt-Karlsruhe-Basel und Hamburg-Hannover-Würzburg-München-Innsbruck. Auch auf der Verbindung Basel-Zürich-Prag und sechs anderen ist der weitere Verkehr der Nachtzüge vorgesehen.
Ganz fest steht dies alles jedoch noch nicht. Im Herbst wird sich die ÖBB endgültig zu den von ihr angebotenen Verbindungen äußern.

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