Das Wochenendticket der Bahn ist Geschichte

Aus, vorbei, zu Ende. Das Schönes-Wochenende-Ticket gibt es nicht mehr.

Zum langen Pfingst-Wochenende wurde das Schönes-Wochenende-Ticket von der Deutschen Bahn zum letzten Mal im Ticketverkauf angeboten. Am vergangenen Sonntag konnte man das lange Zeit sehr beliebte Spar-Ticket das allerletzte Mal kaufen und nutzen. Nach 24 Jahren ist seit 08. Juni 2019 nun Schluss damit.

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Geringe Nachfrage

Vor 24 Jahren wurde das Schönes-Wochenende-Ticket zum 01. Februar 1995 eingeführt und war anfangs ein toller Erfolg. Die Kunden buchten das Ticket zum Pauschalpreis sehr gern und häufig. Für nur 15 D-Mark konnte man mit diesem Ticket zwischen Samstag 0:00 Uhr und Sonntag 24:00 Uhr beliebig viele Fahrten in Regionalzügen unternehmen, und das bundesweit.

Allein bis Mai 1995 wurde das Schönes-Wochenende-Ticket rund 1 Million Mal verkauft und viele, die es nutzen, waren Neukunden. Die Strategie der Bahn, Nahverkehrszüge, wie Eilzug (E), Nahverkehrszug (N), S-Bahn (S), Citybahn (CB), Stadtexpress (SE) und Regionalschnellbahn (RSB) – viele von diesen Gattungen gibt es heute nicht mehr – am Wochenende besser auszulasten ging voll auf.

Allerdings hatte die Bahn nicht die große Leidensfähigkeit ihrer Passagiere einkalkuliert. Eigentlich war geplant, vor allem Familien zu Kurzreisen am Wochenende auf die Schiene zu locken. Das hat zu großen Teilen auch funktioniert. Allerdings nutzen unerwartet viele Kunden das Wochenendticket auch für Fernreisen quer durch Deutschland, und das in Nahverkehrszügen. Das hatte die Bahn nicht einkalkuliert und so kannibalisierte das Pauschalticket zunehmend die Ticketverkäufe im Fernverkehr.

Die Bahn reagierte mit häufigen Preiserhöhungen um die Nachfrage nach dem Pauschalticket einzugrenzen. Zuletzt kostete das Schönes-Wochenende-Ticket ganze 44 Euro, zuzüglich 6 Euro je Mitreisendem. Dieser Preis ist meilenweit entfernt von den 15 EUR, mit das Wochenende-Ticket einst gestartet ist, auch unter Berücksichtigung der Inflation.

Auch an der Geltungsdauer wurden immer mal wieder Änderungen vorgenommen. Das Problem der Nutzung im Fernverkehr bekam man trotzdem nicht in den Griff. Viele Kunden sitzen offensichtlich lieber ein, zwei Stunden länger im Zug und steigen einmal mehr um, als die extrem teureren Preise für ein Fernverkehrsticket zu zahlen.

Ein Zug der Deutschen Bahn

Ein Zug der Deutschen Bahn

Alternativen

Seit dem 08. Juni 2019 gibt es das Schönes-Wochenende-Ticket nun nicht mehr. Doch es gibt Alternativen. So bietet das Quer-durchs-Land-Ticket ein ganz ähnliches Angebot, wie das Wochenende-Ticket.

Das Quer-durchs-Land-Ticket kostet ebenfalls 44 Euro pro Reisenden. Mitreisende kosten jeweils weitere 8 Euro, wobei maximal 5 Mitreisende möglich sind. Eigenen Kinder und Enkel bis einschließlich 14 Jahre dürfen kostenlos mitfahren. Diese Ticket gilt ein einem ausgewählten Tag deutschlandweit von Montag bis Freitag von 09:00 Uhr bis 03:00 Uhr des Folgetages für beliebig viele Fahrten, auch mit Unterbrechungen. Samstag, Sonntag und an bundeseinheitlichen Feiertagen sowie Heiligabend und Silvester bereits ab 00:00 Uhr bis 03:00 Uhr des Folgetages. Benutzt werden alle Nahverkehrszüge, wie Regionalbahn (RB), Regionalexpress (RE), und S-Bahnen der Deutsche Bahn, darüber hinaus auch Nahverkehrszüge der meisten anderen Eisenbahnen in der 2. Klasse.

Mit diesen Konditionen ist das Quer-durchs-Land-Ticket ein sehr guter Ersatz für das ehemalige Schönes-Wochenende-Ticket.

Eine andere Möglichkeit sind die Ländertickets, wie Bayern-Ticket, Niedersachsen-Ticket oder Hessenticket. In jedem Bundesland gibt es solch ein Länderticket, häufig auch in länderübergreifender Zusammenarbeit. Die Ländertickets haben in der aller Regel die gleichen Tarifmerkmale wie das Quer-durchs-Land-Ticket, bieten dafür aber die Möglichkeit, auch Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs, wie Busse, Straßenbahnen, Stadtbahnen, U-Bahnen, Regionalbusse oder Fähren zu nutzen. Dafür allerdings immer nur im dem Bundesland bzw. je nach Länderticket auch in den angrenzenden Ländern.

Fazit

Mit der Abschaffung des Schönes-Wochenende-Ticket lichtet die Bahn ein wenig des Tarifdschungel. Und da sich dieses Ticket mit anderen ebenfalls gleichwertigen Tickets überschnitten hat, ist die Abschaffung durchaus zu verschmerzen. Zuletzt wurde wegen dieser Überschneidung das Schönes-Wochenende-Ticket auch nur noch selten gebucht. Insofern ist diese Abschaffung kein wirklicher Verlust.

Viel wichtiger wäre es jedoch, dass die Bahn endlich an der Ausweitung des vorhandenen Materials arbeitet. Am Pfingstwochenende hat sich wieder einmal vielerorts gezeigt, dass der Wunsch, noch viel mehr Menschen auf die Schiene zu locken, mit dem heutigen Zugangebot völlig utopisch ist. So mussten beispielsweise viele Fahrrad-Ausflügler auf der Strecke von Berlin zur Ostsee am Bahnsteig zurückgelassen werden, weil die Fahrradabteile völlig überfüllt oder entsprechende Waggons nicht im Zug mitgeführt wurden.

Mit solch einem Chaos wird man die dringend notwendige Verkehrswende nicht schaffen. Da nutzen auch die schönsten Pauschaltickets nichts, wenn man die Leute gar nicht transportieren kann. Von Pünktlichkeit der Züge gar nicht zu sprechen.

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