Selfies locken Einbrecher an

Aktuelle Fotos aus dem Urlaub sollte man nicht in soziale Netzwerke posten.

Man kennt die Warnungen der Polizei, die alljährlich die Lokalseiten der Tageszeitungen füllen. Pünktlich, kurz vor Beginn der großen Sommer-Reisewelle wird davor gewarnt, das eigene Haus oder die Wohnung allzu leblos zurückzulassen, während man sich am Urlaubsort vergnügt.

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Dauerhaft heruntergelassene Rolläden an Fenstern und Türen, überfüllte Briefkästen oder die Mülltonne, die tagelang auf der Auffahrt steht – all das könnte für Einbrecher ein Hinweis sein, daß sich an diesem Objekt ein Einbruch lohnen könnte, weil die Besitzer im Urlaub sind. Der Einsteig könnte sogar relativ gefahrlos verlaufen, und besonders beeilen brauchen sich die Langfinger auch nicht. Die Bewohner kommen ja so schnell nicht wieder.

Doch bisher war das nur ein sehr lokales Problem. Der Einbrecher mußte schon direkt vor der Wohnung oder dem Haus stehen, um zu erkennen, daß die Bewohner für eine längere Zeit ausgeflogen sind. Die flächendeckende Verbreitung der sozialen Netzwerke macht den Langfingern das Geschäft nun aber erheblich leichter.

Ohne Selfie, kein Urlaub

Heute gehört es einfach dazu, vom Urlaubsort und an sämtlichen Sehenswürdigkeiten ein Selfie von sich zu erstellen. Hast du kein Selfie von dir mit dem Eiffelturm im Hintergrund, dann warst du auch nicht da, scheint für viele, besonders jüngere Menschen mittlerweile das Motto zu sein, wenn sie auf Reisen gehen. Nachdem die Panoramafreiheit nun doch nicht von Brüssel kassiert wurde, wird sich dieser Trend wohl noch weiter verstärken.

Das Phänomen der Selfies und der dabei oft benutzen Selfie-Stangen, mit denen man bessere Selbstporträts machen kann, gibt es erst seit einiger Zeit. Trotzdem ist dies bereits vielerorts zu einer echten Plage geworden. Die Hobby-Fotografen stehen im Weg und die Selfie-Stangen* werden zur Bedrohung für andere Menschen und die Dinge drumherum. Einige Museen und andere Sehenswürdigkeiten haben deshalb die Benutzung dieser Teile mittlerweile verboten.

Gefährliche Selfies

Doch nicht für andere Personen oder die ausgestellten Objekte im Museum können die Selfies zur Gefahr werden, auch für den Ersteller selbst.

Wer sich gern selbst in Szene setzt und der ganzen Welt mitteilen muß, daß er sich jetzt gerade, in diesem Moment in New York beim Frühstück im East Village befindet, braucht sich nicht wundern, wenn daheim von Fremden zur gleichen Zeit nicht nur der Kühlschrank geplündert wird.

Viele Selfies werden heute in Echtzeit in sämtliche soziale Netzwerke gepostet. Bei Facebook, Twitter, Instagram und anderen Diensten kann man sehr viele solcher Selbstdarstellungsfotos sehen. Manche Menschen müssen offenbar die Welt daran teilhaben lassen, daß sie gerade die Playa de Palma entlang joggen oder daß sie auf Capri dem Sonnenuntergang entgegenfiebern.

Einbrecher nutzen soziale Medien

Doch dieses Mitteilungsbedürfnis kann zur Falle werden, wenn diese Menschen gleichzeitig allzu viel von sich im Netz preisgeben. Dann ist es leicht und schnell möglich, aus den Daten der Facebook-Seite, den Videos bei Youtube und den Angaben im Impressum auf einer privaten Homepage Rückschlüsse auf den Klarnamen, den Wohnort, die finanzielle Ausstattung und dementsprechend auf die Einrichtung der Wohnung zu ziehen. Wer dann noch seinen Garten bei irgendwelchen Partys im Rundumblick gefilmt hat, liefert einem potentiellen Täter einen möglichen Einbruchsweg direkt frei Haus.

Das hessische Landeskriminalamt bestätigte unlängst, daß Täter in Vernehmungen gestanden haben, daß sie soziale Netzwerke als Instrument bei der Suche nach lohnenden Objekten nutzen.

Selfies besser später posten

Wer also unbedingt die Welt daran teilhaben lassen möchte, wo er in diesem Jahr seinen Urlaub verbracht hat, warum auch nicht, der sollte jedoch darauf verzichten, seine Selfies in Echtzeit oder noch während des Aufenthaltes am Urlaubsort in die sozialen Netze, wie Facebook, Google+, Twitter oder Instagram, zu posten. Dafür ist nach der Rückkehr aus dem Urlaub immer noch genug Zeit.

Vielleicht finden dann wieder mehr Menschen die Gelegenheit, den Moment wirklich zu genießen, wenn sie das erste Mal vom Eiffelturm über Paris blicken, statt die ganze Zeit nur am Smartphone zu fummeln.

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