Neue Benimmregeln auf Mallorca sind ein Flop

Die vor einem Jahr eingeführten neuen Regelungen haben nichts gebracht.

Was hatten die Verantwortlichen nicht alles geschwärmt. Endlich wollte man die Sauf-Touristen, die hauptsächlich aus Deutschland und England kommend alljährlich den „Ballermann“ belagern, von der Insel drängen. Saufgelage am Strand und unter freiem Himmel sollten der Vergangenheit angehören. Ebenso der Lärm und sexuelle Ausschweifungen rund um den Playa de Palma.

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Mit großem medialen Getöse hatte man eigens dafür entwickelte Benimmregeln für Mallorca eingeführt. Die sollten nun für Ruhe rund um den „Ballermann“ sorgen und so den Wunsch der Tourismusbranche unterstützen, daß andere, zahlungskräftigere Touristengruppen verstärkt den Weg auf die Mittelmeer-Insel finden.

Bilanz nach 1 Jahr

Die Bilanz nach einem Jahr sieht jedoch erschreckend aus. Fast hat man den Eindruck, daß die Exzesse noch zugenommen haben. Die Ziele, die man mit den neuen Benimmregeln erreichen wollte, hat man allesamt verfehlt.

Es wird weiterhin wird rund um den Strandabschnitt des Balneario 6, wie der „Ballermann 6“ offiziell heißt, gesoffen und gegrölt. Selbst die berühmt-berüchtigten Sangria Saufeimer, die eigentlich bereits seit Jahren verschwunden sein sollten, sind auch heute noch im Einsatz. Die Touristen benehmen sich schlecht wie eh und je. Pöbeleien und Schlägereien finden weiterhin allabendlich statt, wenn der Alkohol-Pegel das verträgliche Maß überschritten hat, und das tut er bei vielen Ballermann Urlaubern fast jede Nacht.
Auch die Prostitution und der Straßenhandel blühen weiter. Und Hütchenspieler findet man an jeder Ecke, solange keine Polizei in Sicht ist.

Es hat sich nichts geändert. Zwar hat man rund 6.000 Bußgelder wegen Verstößen gegen die Benimmregeln verhängt, doch an der Gesamtsituation konnte das nichts ändern. Neue Touristengruppen wird man so nicht anlocken können.

Händler und Hoteliers verärgert

Dabei hätte alles so schön werden können. Man hat dafür im vergangenen Winter auch ordentlich Geld in die Hand genommen und Unterkünfte und Straßenbild aufgehübscht. Viele Hotels wurden renoviert und verbessert, erhielten so oftmals eine bessere Hotelkategorie. Neue 5-Sterne-Herbergen werden gebaut, die sollen im kommenden Jahr die Tore öffnen. Auch im Straßenbild tat sich Positives, die „Schinkenstraße“ wurde verbessert und die Balneario Strandkioske sollen bis 2016 umgebaut werden.

Jetzt erweisen sich die vielen Investitionen jedoch als vergeudete Maßnahmen, denn das Publikum ist immer noch das Gleiche. Die Sauftouristen legen keinen Wert auf hübsche Straßen oder tolle Hotels. Für diese Klientel zählen nur billige Unterkünfte, billiger Alkohol und billige nächtliche Vergnügungen.
Ein 5-Sterne-Hotel wird man mit solchen Gästen nicht füllen können. Und Urlauber, die Wert auf Luxus legen, werden durch die Verhältnisse am Playa de Palma abgeschreckt. Die Hoteliers und Händler sind dementsprechend sauer auf ihre Provinzregierung in Palma.

Benimmregeln werden wieder abgeschafft

Und es kommt noch schlimmer. Die neue Regierung will die Benimmregeln, die von der konservativen Vorgängerregierung eingeführt wurden, wieder abschaffen. Man hätte auch ohne diese speziellen Regeln genug rechtliche Möglichkeiten, die Urlauber im Zaum zu halten. Leider haben diese in der Vergangenheit nichts bewirkt. Warum das ausgerechnet jetzt funktionieren soll, bleibt indes ein Rätsel.

Wer Ruhe und Entspannung sucht, sollte deshalb auch in Zukunft einen großen Bogen um den Playa de Palma machen. Zum Glück ist Mallorca groß und hat so viele schöne Ecken, die sich wirklich lohnen, entdeckt zu werden. Wer Mallorca mit Ballermann gleichsetzt, kennt die wunderschöne Insel kein kleines Bisschen.

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