Kreuzfahrt: Ausgelassener Hafen muß hingenommen werden

Ein ausgelassener Hafen berechtigt noch nicht zur Rückforderung des vollen Reisepreises.

Wer eine Kreuzfahrt tut, der kann was erzählen. Manchmal jedoch kann der Rückkehrer weniger erzählen, als ihm eigentlich lieb gewesen wäre. Zum Beispiel wenn das Kreuzfahrtschiff aus irgendwelchen Gründen die Route ändern muß und deswegen in einen Hafen nicht festmachen kann. Obwohl dies bei der Buchung in der Reisebeschreibung vorgesehen war.

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Ein Kläger vor dem Amtsgericht Rostock forderte den kompletten Reisepreis von der Reederei zurück, weil auf einer 2-wöchigen Kreuzfahrt über Island, Schottland und Norwegen die Stadt Reykjavik nicht angelaufen wurde. Eine Nacht sollte das Schiff in der isländischen Hauptstadt Station machen. Schlechte Wetterverhältnisse zwangen den Kapitän des Kreuzfahrtschiffes jedoch, diesen Programmpunkt auszulassen. Die Reederei zahlte deswegen freiwillig 450 EUR an die Reisenden zurück.
Damit war der Kläger nicht einverstanden, war Reykjavik in seinen Augen doch der wichtigste Teil der 14-Tage-Kreuzfahrt. Er forderte von der Reederei eine Reisepreisminderung von zwei Tagesreisepreisen.

MS Deutschland

MS Deutschland. Um dieses Kreuzfahrtschiff ging es nicht in der Klage

Das Gericht in Rostock sah dies jedoch anders. Über die freiwillige Leistung der Reederei hinaus bestehe kein weiterer Anspruch auf Reisepreisminderung. Da das Schiff über 14 Tage mehrere Häfen angelaufen habe, geht der Charakter der Reise durch das Auslassen eines einzelnen Hafens nicht verloren, so die Richter. Außerdem hätte der Kläger an den Tagen, an dem das Schiff nicht in Reykjavik festmachen konnte und stattdessen auf See war, die Leistungen an Bord in Anspruch genommen. Deshalb könne er nicht den vollen Tagespreis zurückfordern.

Bei Buchung einer Kreuzfahrt sollte einem schon bewußt sein, daß die aufgeführte Reiseroute zwar das angestrebt Ziel der Reederei und des Kapitäns ist, es aber immer wieder vorkommen kann, daß die Route oder Ablauf geändert werden muß. Auf See muß man sich mit den Gewalten der Natur nun einmal arrangieren. Sicherheit geht vor. Das sollte einem eigentlich der gesunde Menschenverstand sagen. Doch offenbar suchen viele Reisende geradezu nach Möglichkeiten, den Reisepreis nach Rückkehr noch irgendwie zu mindern. Das scheint eine Art Volkssport geworden zu sein. Davor sind auch Anbieter von höherpreisigen Reisen, zu denen Kreuzfahrten trotz der Entwicklungen in den letzten Jahren noch immer zählen, nicht gefeit.

Quelle: SpOn

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