Warum Air Berlin nicht mehr nach Mallorca fliegt

Air Berlin versucht sich gesund zu schrumpfen und opfert dafür auch die ehemals wichtigste Destination.

Der zweitgrößten deutschen Airline geht es schlecht, und das nicht erst seit gestern. Diese Tatsache ist längst kein Geheimnis mehr. Air Berlin kämpft seit Jahren ums wirtschaftliche Überleben. Ohne den Einstieg von Großaktionär Etihad wären die Air Berlin Maschine wohl längst schon Geschichte am Himmel über Deutschland.

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Doch trotz der über 1 Milliarde Euro, die nach Meinung von Branchenexperten inzwischen von Etihad an Air Berlin geflossen sind, ist es nicht gelungen, das Fluggeschäft der Berliner auf gesunde Füße zu stellen. Gewinne werden seit Jahren nicht mehr erwirtschaftet. Tief rote Zahlen schmücken jeden einzelnen Geschäftsbericht der letzten Jahre.
So kann es nicht mehr weitergehen. Deshalb wird Air Berlin jetzt gesundgeschrumpft. Dabei werden auch harte Schnitte nicht ausgespart. Ehemals wichtige Zielgebiete werden deshalb künftig nicht mehr angeflogen.

Keine Mallorca-Flüge mehr

Dazu zählt auch Mallorca. Um zu verstehen, warum das ehemals so wichtige Air Berlin Drehkreuz nicht mehr bedient wird, muß man sich mit der Organisation und Geschichte von Air Berlin beschäftigen. Besonders in den Anfangsjahren kaufte Air Berlin alles auf, was irgendwie zur Übernahme bereitstand, oder beteiligte sich an anderen Airlines mit hohen Summen. LTU, Niki, Belair und dba sind dafür einige bekannte Beispiele. In den wenigsten Fällen waren diese Beteiligungen wirtschaftlich erfolgreich.
Auch auf dem Chefsessel ging es eher turbulent und wenig erfolgreich zu. Auf den kauflustigen Joachim Hunold folgte 2011 Hartmut Mehdorn, der bis dahin bei der Deutschen Bahn sein Unwesen trieb. Ab 2013 führte Wolfgang Prock-Schauer die Airline, bis auch er im Jahre 2015 von Stefan Pichler abgelöst wurde.

Flugzeug von Air Berlin

Flugzeug von Air Berlin

Vor diesem geschichtlichen Hintergrund wird auch klar, warum Air Berlin künftig nicht mehr zu der besonders bei deutschen Urlaubern beliebten Mittelmeerinsel Mallorca* fliegt. Air Berlin braucht dringend Geld und trennt sich dafür von der Tochterairline Niki. Die österreichische Airline, die einst vom Ex-Formel1-Fahrer Niki Lauda gegründet wurde, führt für Air Berlin in Air Berlin-Farben die Mallorca Flüge durch. Nach dem Verkauf von Niki wird kein Air Berlin-Flieger mehr am Airport Palma de Mallorca zu sehen sein.

Käufer von Niki wird jedoch die Übermutter Etihad sein. Air Berlin bekommt durch den Verkauf der 49,8 Prozent an Niki frisches Kapital von rund 300 Millionen Euro in die Kasse*.
Etihad hält an Air Berlin 29 Prozent, deshalb wird die Trennung von Air Berlin und Niki nicht ganz so hart ausfallen. Die beiden Airlines werden auch weiterhin verbunden bleiben.

Mit dem Start des Sommerflugplans 2017 bekommt Niki alle Slots für die Mittelmeer-Ziele von Air Berlin in Südeuropa, Nordafrika und der Türkei, ausgenommen davon ist nur Italien. Unverändert bleibt dagegen das Langstreckengeschäft von Air Berlin. Künftig werden sich die Berliner wieder voll und ganz auf das Geschäft als klassischer Netzwerk-Carrier konzentrieren können.

Fusion mit TUIfly

Hinter der Trennung von Niki steckt ein viel weitergehender Plan. Das Ferienfluggeschäft von Air Berlin soll mit der TUI-Airline TUIfly zu einer komplett neuen Airline verschmolzen werden. Dafür wurde jetzt mit der Trennung von Air Berlin und Niki der erste Schritt getan.

Niki ist praktisch das Ferienfluggeschäft von Air Berlin. Das wurde nun von Air Berlin getrennt und steht bereit zur Fusion mit TUIfly.

Die neue europäische Ferienflugairline, von der man noch nicht weiß, wie sie einmal heißen soll, soll eine Flotte von rund 60 Maschinen umfassen. Dazu werden auch die 14 Maschinen zählen, die bislang von TUIfly im sogenannten Wetlease-Verfahren an Air Berlin vermietet sind. Dieser Vertrag wird im Sommer 2017 auslaufen.

Ob diese Pläne von Etihad alle durchgesetzt werden können, bleibt abzuwarten. Neben den nötigen behördlichen Genehmigungen der Transaktionen fehlen bislang auch noch ganz konkrete Vorstellungen, wie die neue Ferienfluggesellschaft aussehen soll. Ebenso unklar ist, ob es Air Berlin endlich gelingen wird, wieder in schwarze Zahlen zu fliegen.

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