Viele Piloten krank: Ist Air Berlin am Ende?
Über 200 Piloten der Air Berlin melden sich plötzlich krank. Viele Flüge fallen aus. – So setzen betroffene Passagiere ihre Ansprüche schnell durch.
Bei Air Berlin brennt die Hütte. Nicht erst seit dem offiziellen Antrag auf Insolvenz im August 2017 operiert die ehemals zweitgrößte Airline Deutschlands am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Jahrelanges Mißmanagement, eine falsche Flottenpolitik und die eigene Unschlüssigkeit darüber, was man eigentlich sein will, Billigflieger oder kontinental operierende Linienairline, haben dazu geführt, daß Air Berlin eigentlich schon seit Jahren am Ende ist. Nur die immer wieder erfolgten Finanzspritzen durch Anteilseigner Etihad verzögerten das Unausweichliche.
Neben Joachim Hunold taucht auch ein gewisser Hartmut Mehdorn in der Liste der ehemaligen Air Berlin-Chefs auf. Zu der Personalie braucht eigentlich nicht mehr sagen, wenn man sich seine „Erfolge“ bei der Deutschen Bahn und dem Flughafen BER ansieht. Die Geschichte der Air Berlin nahm einen entsprechenden Verlauf.
Übernahme durch Konkurrenz
Nach der Insolvenz geht es nun darum, so viel wie möglich von der alten Air Berlin in eine andere Gesellschaft zu retten. Um die dafür benötigte Zeit zu überbrücken, hatte die Bundesregierung einen Übergangskredit in Höhe von 150 Millionen Euro gewährt. Damit sollte der Flugbetrieb weitere drei Monate aufrecht erhalten werden. Da niemand mehr ein Unternehmen, das sich im Insolvenzverfahren befindet, per Rechnung beliefert, war dieses Geld dringend nötig. Die Gehälter und Löhne der Piloten und anderen Angestellten sind über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gesichert.
Alles sah bislang danach aus, daß die Lufthansa als großer Gewinner der Air Berlin Pleite vom Platz gehen würde. Kenner der Branche mutmaßen gar ein abgekartetes Spiel, schließlich ist mit Thomas Winkelmann „rein zufällig“ ein ehemaliger hoher Lufthansa-Manager seit Frühjahr 2017 Chef bei Air Berlin.
Lufthansa hätte zu gern einige Flugzeuge mit Crew und Slots übernommen und diese in ihre Tochter-Airline Eurowings eingegliedert. Zu den bei Eurowings bestehenden Verträgen versteht sich. Daß diese weit weniger üppig sind als bei Lufthansa oder auch Air Berlin, ist kein Geheimnis.
Andere Interessenten wurden vom Air Berlin Vorstand und der Bundesregierung vornherein als nicht zielführend angesehen. Alles sollte auf den Deal mit Lufthansa hinauslaufen. Insofern ist der Vorwurf des abgekarteten Spiels nicht einfach von der Hand zu weisen.
Kranke Piloten
Mit dieser Entwicklung sind einige der rund 1.500 Piloten von Air Berlin offensichtlich überhaupt nicht einverstanden. Bereits zum 24. September hatte Air Berlin angekündigt, daß Langstreckenflüge ab Düsseldorf ersatzlos eingestellt werden. Dazu zählen Verbindungen nach Cancún, Havanna und Varadero, Boston, in die Dominikanische Republik und auf die niederländischen Antillen. Ab Berlin Tegel werden die Verbindungen nach Abu Dhabi, Chicago, Los Angeles und San Franciso gestrichen.
Viele Piloten haben nun offenbar Angst, daß alle Langstreckenflüge eingestampft werden. Aber nicht nur die Piloten der großen Langstrecken-Jets fürchten um ihre Jobs, die Angst vor Arbeitslosigkeit herrscht überall bei Air Berlin.
Offenbar aus diesem Grund haben sich in den letzten Tagen plötzliche Krankmeldungen von Piloten bei Air Berlin gehäuft. Circa 200 der rund 1.500 Piloten wurden auf einen Schlag gleichzeitig krank. Das ist absolut unüblich und kann deshalb kein Zufall sein. Air Berlin spricht daher von einem wilden Streik der Piloten und sieht ernsthaft das weitere Überleben der kompletten Fluggesellschaft in Gefahr. Das Ziel, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten, gerate dadurch in höchste Gefahr.
Flugausfälle
Aufgrund der zahlreichen Krankmeldungen kam es in den letzten Tagen zu vermehrten Flugausfällen und Verspätungen. Allein am gestrigen Dienstag fielen rund 100 der geplanten 750 Flüge aus. Auch am heutigen Tag mußten und müssen viele Flüge gecancelt werden.
Alle Passagiere sind gut beraten, den aktuellen Status ihres geplanten Air Berlin Fluges immer wieder vor dem Abflug zu checken.
Allen von Streichungen betroffenen Passagieren will die Airline „bestmögliche Reisealternativen“ anbieten. Diesem Anspruch wird man jedoch nicht immer gerecht, wie viele Tweets und Posts von genervten und verärgerten Air Berlin Passagieren beweisen. Die Hotline ist gnadenlos überlastet und nicht immer findet sich ein passender Flug, auf den betroffene Passagiere umgebucht werden können.
Entschädigung für Passagiere
Alle Passagiere, die von den Flugausfällen heute oder an einem der letzten Tage betroffen waren, sollten unbedingt zügig ihre Ansprüche gegen Air Berlin durchsetzen. Je nach Dauer der geplanten Flugreise sind Entschädigungszahlungen* von bis zu 600 Euro drin.
Diese Ansprüche müssen jedoch schnell durchgesetzt werden, denn niemand kann heute sagen, wie lange Air Berlin noch am Markt vertreten und zahlungsfähig ist. Man kann zwar später noch versuchen, etwaige Ansprüche gegen den Insolvenzverwalter durchzusetzen, doch die Erfolgsquote dürfte entsprechend gering sein.
Dazu sollte jeder die Dienste von entsprechenden Agenturen nutzen, die sich auf die Durchsetzung von Entschädigungszahlungen spezialisiert haben. Die erledigen den Papierkram mit Air Berlin und scheuen sich auch nicht davor, bis vor ein Gericht zu gehen.
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[Letzte Aktualisierung am 4.10.2024 um 19:20 Uhr / * = werbender Link (Affiliate) / Bilder von der Amazon Product Advertising API]
Hey,
ich bin so froh das wir unseren Flug in den Urlaub , den wir im Frühjahr gebucht haben, nicht mit Air Berlin antreten, sondern einer anderen großen deutschen Fluggesellschaft. Ich hätte kein gutes Gefühl dabei. VG Oli
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