Ryanair streicht weitere Flüge

Bis März 2018 werden bei Ryanair Flüge gestrichen. Rund 400.000 Passagiere werden das zu spüren bekommen.

Es rumort weiter am Himmel. Nachdem Air Berlin nun nach und nach zerlegt wird und sich Lufthansa und Easyjet auf die Überreste stürzen, wenn die jüngst bekanntgewordenen Pläne tatsächlich umgesetzt werden, kommt die Luftfahrtbranche noch lange nicht zur Ruhe. Ein anderer Großer unter den Airlines hat ebenfalls mit Turbulenzen zu kämpfen.

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Flugstreichungen bei Ryanair

Nachdem Billigflieger Ryanair bereits Flugstreichungen bis Ende Oktober angekündigt hatte, bei den bis zu 50 Flüge täglich nicht planmäßig abheben sollen, kommt es nun noch dicker für die Passagiere der Iren.

Heute teilte die Führung von Ryanair mit, daß es bis März 2018 zu weiteren Flugausfällen kommen wird. Ab November werden von diesen zusätzlichen Annullierungen bis zu 400.000 Passagiere betroffen sein. 25 der 400 Ryanair Flugzeuge werden dann nicht zum Einsatz kommen.

Ryanair Boeing 737-800 am Airport Alicante

Ryanair Boeing 737-800 am Airport Alicante

Gründe für die Flugstreichungen

Die Gründe für die argen Turbulenzen bei Ryanair scheinen doch tiefer zu gehen, als dies zunächst angenommen wurde. War man bisher davon ausgegangen, daß die Flugausfälle in unmittelbarem Zusammenhang mit einem plötzlichen Zusammenbruch von Air Berlin stehen, scheint es jedoch hauptsächlich an internen Problemen bei der Airline zu liegen.

Ryanair verärgert demnach seine Kunden nicht bewußt, um genügend freie Kapazitäten in der Hand zu haben, falls Air Berlin ganz plötzlich den Flugbetrieb einstellen muß und man dann ganz schnell lukrative Strecken bedienen kann. Vielmehr scheinen die Piloten „das Problem“ zu sein.

Die Piloten bei Ryanair sind es offenbar leid, über äußerst kreative Beschäftigungskonstruktionen im Cockpit für die Iren arbeiten zu dürfen. Mehr als die Hälfte aller Piloten arbeitet nämlich als Selbständige, die eine britische Kapitalgesellschaft gegründet haben und sich dann selbst an Ryanair als Pilot verleihen. Diese Konstruktion bringt für Ryanair zahlreiche Einsparungsmöglichkeiten, da die Piloten nur bezahlt werden, wenn sie tatsächlich fliegen. Kündigungsschutz, Entgeltzahlung im Krankheitsfalle und andere soziale Leistungen sind dabei nicht vorgesehen.

Das stinkt diesen Piloten schon lang und nun wollen sie Ryanair zwingen, ihnen endlich gesicherte Beschäftigungsverhältnisse zuzugestehen. Sie wollen regionale Arbeitsverträge mit sozialer Absicherung und Berücksichtigung des Arbeitsrechts, abhängig vom Land der Stationierung.

Ryanair will solche Beschäftigungsverhältnisse für die Piloten offenbar mit allen Mitteln verhindern und geht sogar so weit, massenhaft Flüge zu streichen und dadurch einen hohen wirtschaftlichen zu erleiden. Wie lange sich das die Airline leisten kann und wie lange die Aktionäre sich dieses Treiben ansehen werden, bleibt abzuwarten. Die Piloten wollen jedenfalls nicht so schnell klein beigeben. Weiteres Chaos ist damit vorprogrammiert.

Darüber hinaus nutzen viele Piloten sich ergebende Möglichkeiten und heuern bei anderen Airlines an. Ryanair sind in den letzten Monaten deshalb bereits massenhaft Piloten abhanden gekommen.

Flugpassagierentschädigung

Das Chaos und die massenhaften Flugstreichungen bei Ryanair werden also noch eine ganze Weile anhalten. Mindestens bis März 2018.

Für Ryanair dürfte die Aktion sehr teuer werden, denn nach geltenden EU-Fluggastentschädigungsrichtlinien muß die Airline betroffenen Passagieren eine Entschädigung zahlen, wenn ihr Flug ausfällt. Diese Entschädigungszahlung* wird auch dann fällig, wenn die Passagiere zu kurzfristig über eine bevorstehende Annullierung informiert wurde.

Mit der einfachen Rückerstattung der Ticketkosten ist es dann nicht getan. Die Entschädigungszahlung, die je nach Flugstrecke bis zu 400 EUR betragen kann, bekommt jeder betroffene Passagier zusätzlich.

Viele Airline versuchen sich vor solchen Zahlungen zu drücken, deshalb muß man als betroffener Passagier selbst aktiv werden und sein Recht einfordern.

Sichere deine Ansprüche gegen die Airline!*

Wer sich das nicht zutraut oder unsicher ist, der sollte dafür eine spezielle Agentur beauftragen. Die übernimmt im Namen des Passagiers sämtlichen Papierkram und setzt die Ansprüche gegen die Airline durch. Wenn es sein muß auch vor Gericht. Kosten entstehen für den Passagier nur im Erfolgsfall, dann behält die Agentur einen kleinen Teil der Entschädigungszahlung der Airline für sich.

Deshalb sollte jeder, dessen Ryanair Flug gestrichen wurde oder der eine stundenlange Verspätung ertragen mußte, seine Ansprüche gegen die Airline prüfen lassen.

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