Bahn-Konkurrent Locomore ist insolvent

Das Crowdfunding Startup Locomore mußte am 11.05.2017 Insolvenz anmelden. Der Betrieb soll vorerst weitergehen.

Es sollte einen ganz Art mit der Bahn zu reisen werden. Besser, bequemer, menschlicher und biliger. Nun ist die Locomore GmbH & Co. KG insolvent.

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Locomore wollte anders sein

Schon die Finanzierung, mit der Locomore 2015 an den Start ging, war besonders für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich. Das Geld für die Beschaffung der Waggons & Lokomotiven, die Umrüstung/Modernisierung des rollenden Materials, das Personal, die Lizenzen & Gebühren und die notwendigen Ausgaben für das Marketing, ohne das alles kein Eisenbahnunternehmen auf die Schiene kommen kann, sollte nicht von irgendwelchen Banken oder Stadtwerken kommen, das Geld sollte im Endeffekt von den eigenen Kunden stammen. Crowdfunding ist dafür die moderne Bezeichnung. Viele Menschen beteiligen sich mit einer relativ kleinen Summe am Unternehmen oder geben diesem einen Startkredit. 600.000 Euro konnte Locomore so einnehmen.

Das klingt viel, ist jedoch im Verglich zu den notwendigen Ausgaben eher wenig. Ohne eine regelmäßig hohe Auslastung der Züge würde es deshalb schwierig werden, in der Schiene zu bleiben. Das war von Anfang klar.

Doch der Start war vielversprechend. Die notwendigen Waggons wurden beschafft, modernisiert und mit Steckdosen und WLAN ausgerüstet und im Dezember 2016 ging es dann endlich los, wenn auch viel später als zunächst geplant. Zwischen Stuttgart, Frankfurt, Hannover und Berlin rollte der Locomore Zug. Es war nämlich nur ein einzelner Zug, der täglich zwischen Stuttgart und Berlin pendelte.

Silhouette einer Dampflok

Silhouette einer Dampflok

Die Buchungszahlen entwickelten anfangs sehr vielversprechend, rund 70.000 Fahrgäste wurde seit Dezember transportiert, und weitere Expansion wurde bereits geplant. Doch auch Berichte über Probleme machten häufig die Runde. Ganz so wie beim großen Konkurrenten kämpfte auch Locomore mit defekten Toiletten, falscher Wagenreihung und wackligem WLAN.

Insolvenz

Jetzt kam für Außenstehende eher überraschend das plötzliche Aus. Am Donnerstag, den 11.05.2017 trat der Locomore-Geschäftsführer Dirk Ladewig den Gang zum Gericht an und meldete Insolvenz für das Unternehmen an.

Auf der Locomore Homepage gab das Unternehmen eine Stellungnahme zur aktuellen Situation ab. Demnach haben sich die Passagierzahlen und die Einnahmen zwar stetig nach oben entwickelt, doch reichte dies nicht, um sämtliche Kosten zudecken. Die bereits vorangeschrittene Verhandlung mit einem Investor wurde von diesem abrupt beendet, so daß nur der Weg in die Insolvenz blieb.

Nun soll mit dem Insolvenzverwalter zusammen nach Lösungen für eine Fortführung des Unternehmens gesucht werden. Dafür sollen auch neue Investoren ins Boot geholt werden. Ob das gelingen wird, steht heute noch in den Sternen.

Züge fahren weiter

Trotz des laufenden Insolvenzverfahrens soll der Zugbetrieb aufrecht erhalten werden. Das versprach zumindest Locomore auf der eigenen Homepage. In den vergangenen Tagen mußten jedoch bereits zahlreiche Verbindungen ausfallen.

Und bis zum 21.05.2017 werden gar keine Locomore Züge mehr fahren.

Ob es danach tatsächlich weitergehen kann, steht heute noch nicht fest. Zu wünschen wäre den Fahrgästen und den Mitarbeitern auf alle Fälle.

Wenn du also vorhattest, den Locomore Fernzug zwischen Berlin und Stuttgart nach dem 21.05.2017 zu nutzen, dann ist unbedingt notwendig, daß du dich kurzfristig vor Abfahrt informierst, ob der Zug tatsächlich fahren wird.

Solltest du bereits eine Fahrkarte besitzen, kannst du diese wegen des Insolvenzverfahrens nicht stornieren und auch kein Geld zurückzubekommen.

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