Der Bahnstreik kommt.

Und das ist nicht die Schuld der Lokführer. Was Fahrgäste deswegen jetzt beachten müssen.

Die Lokführergewerkschaft GDL hat eine Urabstimmung unter ihren Mitgliedern durchgeführt und das Ergebnis ist mit 75 Prozent Zustimmung mehr als eindeutig. Die Lokführer haben die Schnauze voll und wollen sich nicht weiter hinhalten lassen. Sie wollen jetzt für ihre Forderungen zum legitimen Arbeitskampf-Mittel Streik greifen. Der bundesweite Streik beginnt schon heute, zunächst im Güterverkehr.

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Dieser Eskalationstufe sind monatelange Gespräche der GDL mit der Deutschen Bahn vorausgegangen. Immer wieder wurden die Lokführer hingehalten. Aus Solidarität und Verantwortungsbewusstsein – vor allem während der Corona Krise – haben die Lokführer so lange still gehalten, vier ganze Verhandlungsrunden, in denen die Bahn immer wieder fast schon peinlich für einen Staatskonzern zu nennende Lohnerhöhungen angeboten hat. Nun ist damit Schluss, nun folgt der Streik.

Die GDL fordert dabei nicht einmal utopische Lohnerhöhungen. Sie fordert für ihre Mitglieder „einen fairen Tarifabschluss für das direkte Personal bei der Deutschen Bahn, der sich am öffentlichen Dienst orientiert mit einem Entgeltplus von 1,4 Prozent zum 1. April 2021, mindestens aber 50 Euro mehr, sowie einer Corona-Beihilfe von 600 Euro im Jahr 2021“. Zum 01.04.2022 soll dann eine weitere lineare Erhöhung von 1,8 Prozent erfolgen.

Während die Bahn diese Forderungen der Gewerkschaft immer wieder ablehnte und stattdessen nur 1,5 Prozent zum 01.01.2022 und 1,7 Prozent zum 01.03.2022 angeboten hat, haben sich die Bahn Vorstände mal eben 210 Millionen Euro für dieses Jahr genehmigt. Das zeigt sehr deutlich, dass die Bahn keinerlei Interese an einer gütlichen Einigung hat.

In anderen, privaten Eisenbahnunternehmen, bei denen Investoren das Sagen haben, wurden in den letzten Wochen exakt die gleichen Lohnerhöhungen wie sie die GDL fordert einfach so abgeschlossen, ohne Streik und mediales Eindreschen auf die Lokführer, ihre Gewerkschaft und GDL Chef Weselsky.

Ein Zug der Deutschen Bahn

Ein Zug der Deutschen Bahn

Bahnstreik

Bereits ab dem heutigen Dienstag-Abend werden erste Lokführer in den Streik treten. Zunächst wird das nur den Güterverkehr betreffen. Der Personenverkehr wird ganz normal weiter laufen.

Ab morgen früh Mittwoch, den 11.08.2021 werden auch Zugverbindungen im Personenverkehr bestreikt. Und das bundesweit. Erst am kommenden Freitag um 2 Uhr nachts soll der Streik wieder enden.

Dies wird unweigerlich zu massiven Zugausfällen in allen Regionen Deutschland führen, im Fern- und Regionalverkehr, auch im grenzüberschreitenden Zugverkehr. Die Deutsche Bahn wird einen Ersatzfahrplan anbieten, mit dem rund 25 Prozent der geplanten Verbindungen aufrecht erhalten werden sollen. Eine Garantie kann die Bahn allerdings dafür nicht geben.

Für gekaufte Tickets sollen besondere Kulanzregelungen gelten:

  • Die Tickets, die für eine Fahrt zwischen Mittwoch, 11.08. und Freitag, den 13.08.21 erworben wurden, können entweder flexibel genutzt oder kostenfrei storniert werden.
  • Sitzplatzreservierungen können kostenfrei umgetauscht werden.
  • Alle Fahrgastrechte bei Zugverspätung oder Zugausfall haben ihre volle Geltung.

Das können Passagiere tun

Auf der Homepage der Bahn kann man dazu alle aktuellen Informationen erhalten. Alle Fahrgäste, die in den nächsten Tagen eine Bahnfahrt geplant haben, sind dringend dazu aufgerufen, vor der Abfahrt zum Bahnhof, die aktuelle Lage zu checken und zu prüfen, ob der gewünschte Zug überhaupt fährt.

Als Alternative zur geplanten Zugfahrt bieten sich wie immer das private Auto, Mitfahrzentralen, der günstige Mietwagen oder der Fernbus* an. Darüber hinaus gibt es auch zahlreiche private Eisenbahn-Unternehmen*, die im Fernreiseverkehr auf der Schiene allerdings reichlich dünn gesät sind.

In Zeiten der immer noch grassierenden Corona Pandemie ist es vielleicht auch keine schlechte Idee, einfach die geplante Reise zu verschieben oder ganz ausfallen zu lassen. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Was allerdings gar nicht geht, ist, sich in die Reihe der Lokführer und Gewerkschafts-Kritiker einzureihen und auf die Menschen verbal und medial einzudreschen, die ganz am Ende der Nahrungskette stehen.

Wenn hier jemand wegen dieses Bahnstreiks Kritik verdient hat, dann sind das die Bahnvorstände und nicht zuletzt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.

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