Warum in Spanien die Zimmermädchen streiken.

Urlaubsfreude hier, Ausbeutung da – die zwei Seiten des Massentourismus.

Im Urlaub will man sich nicht mit Problemen herumschlagen, das ist verständlich. Wenn endlich der große Sommerurlaub* da ist, da will man möglichst in sie Sonne, an Meer oder in die Berge, das tolle Hotel oder die Ferienwohnung genießen, sich entspannen oder sportlich betätigen. Jeder so wie er mag, fast alles ist möglich.

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Egal, für welchen Urlaub man sich letzzlich entscheidet, eines ist bei den meisten Urlaubern gleich: Mit Problemen will man sich im Urlaub nicht beschäftigen. Schon gar nicht mit Problemen anderer Leute. Deshalb fährt man doch schließlich möglichst weit weg, damit Arbeit und grauer Alltag im Urlaub nicht nur sprichwörtlich ganz weit weg sind.

Das Elend der Zimmermädchen

Doch jede Medaille hat immer zwei Seiten, da macht das Thema Urlaub keine Ausnahme. Und während in den vergangenen Jahren der Tourismus besonders in Spanien geradezu boomt, nicht zuletzt dadurch verursacht, dass viele Urlauber unsichere Gegenden wie die Türkei oder Nordafrika meiden, bekommen die Menschen, die ihr Geld in den Urlaubsländern im Tourismus verdienen, die negativen Auswirkungen zu spüren.

Den meisten Urlaubern wird das Ausmaß der Ausbeutung, unter der besonders Zimmermädchen zu leiden haben, gar nicht bewußt sein, schließlich wurde der Urlaub in den letzten Jahren immer teurer, vor allem in Spanien. Doch das liegt am grundlegendsten Gesetz der Marktwirtschaft: Steigt die Nachfrage bei gleichbleibenden Angebot, dann steigt automatisch der Preis.
So ist es auch in Spanien. Während die Buchungszahlen aufgrund der Touristenwanderung stark anstiegen, von 68 Millionen Urlaubern im Jahr 2015 auf gigantische 83 Millionen im Jahr 2018, wuchs das Angebot an Unterkünften nicht so schnell mit. Die Hoteliers und Reiseunternehmen verdienen sich deshalb eine goldene Nase, bei den Angestellten kommt von dem plötzlichen Reichtum allerdings nichts an. Ganz im Gegenteil.

Zimmermädchen im Hotel | Foto: pascalhelmer, pixabay.com, Pixabay License

Zimmermädchen im Hotel | Foto: pascalhelmer, pixabay.com, Pixabay License

Ein normales Zimmermädchen fängt morgens gegen 8 Uhr an zu arbeiten. Dann hat es rund 60 Minuten Zeit, um die Gemeinschaftsräume im Hotel, wie Rezeption, Lobby und Restaurant zu putzen. Dann beginnt die Frühstückszeit der Urlaubsgäste und die Zimmermädchen müssen nun in den nächsten 6 Stunden zwischen 25 und 30 Zimmern säubern. Da bedeutet im Durchschnitt nur 15 Minuten pro Zimmer, für Boden wischen, Badreinigung und Betten machen. Um das zu schaffen, verzichten viele auf ihre Mittagspause.

Stress und gesundheitliche Probleme sind die Folge von diesem Arbeitspensum. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die allermeisten Zimmermädchen dies nicht bis zur Rente durchhalten. Rund 90 Prozent bleiben auf der Strecke.

Und selbst, wenn sie durchhalten würden, eine üppige Rente ist bei ihren Einkünften eh nicht erwarten. Nur rund 1.200 EUR netto verdienen Zimmermädchen pro Monat. Doch nur, wenn sie direkt im Hotel angestellt sind. Das sind die allerwenigsten. Rund 70 Prozent aller Beschäftigten kommt mittlerweile über Zeitarbeitsfirmen ins Hotel zum Arbeiten. So lassen sich Verträge super befristen und der Lohn kürzen. Und die Hoteliers sind damit aus der Verantwortung. Genauso wie man es von den prekären Beschäftigungen in Deutschland kennt. „Erfolgsmodelle“ werden von den Arbeitgebern gern europaweit kopiert.

Streik der Zimmermädchen

Nun reicht es den Zimmermädchen. Am vergangenen Wochenende haben sie deshalb 48 Stunden lang in den Hochburgen des Tourismus in Spanien gestreikt. Weitere Streikaktionen sind nicht ausgeschlossen.

Damit wollen sie erreichen, dass das Verlagern von Arbeitsplätzen zu Fremdunternehmen endlich beendet wird. Die Zimmermädchen sind es satt, dass sie dadurch in der Regel schlechtere Bezahlung bei mehr und schlechterer Arbeit erhalten. Zudem soll endlich ein Recht auf Vorruhestand eingeführt werden.

Bleibt abzuwarten, ob die Arbeitskampfmaßnahmen der Zimmermädchen und anderer Servicekräfte in den Hotels kurzfristig Verbesserungen für die Betroffenen bringt. Sonst sollten sich schon einmal alle Spanien Urlauber auf Beeinträchtigungen beim Service und der Sauberkeit einstellen.

Doch statt sich darüber aufzuregen, sollte jeder einzelne Tourist Druck auf die Hoteliers und Reiseunternehmen ausüben und klar seine Verärgerung über die miserablen Arbeitsbedingungen der Zimmermädchen zum Ausdruck bringen. Schließlich bezahlt jeder eine Menge Geld für seinen Urlaub unter spanischer Sonne auf Mallorca, Ibiza und Co., dann darf man aber auch erwarten, dass alle Beteiligten vom großen Kuchen Tourismus etwas abbekommen.

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