So beeinflusst Corona künftige Kreuzfahrten

Schiffahrt unter Corona Bedingungen ist möglich, aber anders als früher.

Kreuzfahrt war das Boomthema der letzten Jahre in der Reisebranche. Die Zahlen der Buchungen und Reisenden kannten nur eine Richtung: nach oben. Immer mehr Reisen, immer mehr Schiffe, immer mehr Routen und Destinationen. Die Kreuzfahrt war weggekommen vom einstmals angestaubten Image, dass vor allem ältere Menschen in See stechen und dort bei Bingo und Tanztee die Tage auf See verbringen.

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Zuletzt glichen die Kreuzfahrtschiffe mehr schwimmenden Freizeitparks. Es gab praktisch Nichts, was es nicht an Bord gab, vom Theater und robotergesteuerten Bars, über Eislaufbahnen bis hin zu Achterbahnen auf dem Oberdeck. Daneben gab es natürlich auch die klassischen Vergnügungen, wie Landgänge, Ausflüge und Partys am Pool, wenn auch viele Gäste daran langsam aber bemerkbar das Interesse verloren.

Partyschiffe mit mehreren tausend Gästen gleichzeitig an Bord glichen immer mehr einem Urlaub am Ballermann als einer klassischen Kreuzfahrt. Von den völlig überlaufenden Restaurants, Pools, Liegestühlen und Freizeiteinrichtungen einmal abgesehen. Nicht allen gefiel diese Entwicklung. Die Kreuzfahrt stand deshalb am Scheideweg zwischen klassischer, meist gut betuchter, kulturell interessierter Klientel und den Partygästen, für die ein Schiff vor allem ein schwimmender Freizeitpark sein soll.

Eisberg Corona

Wie diese Frage ausgegangen wäre, bleibt vorerst ungeklärt. Denn Corona hat alle Pläne zunichte gemacht. Der Ausbruch der Pandemie brachte das Kreuzfahrtgeschäft total zum Erliegen.

Auf einigen Schiffen, wie der Diamond Princess kam es zu Corona Ausbrüchen. Die große Anzahl von Passagieren und Crewmitglieder und die normalen Abläufe an Bord machten es dem Virus sehr leicht. Es kam teilweise zu chaotischen Vorgängen und es dauerte lange, bis die „verseuchten“ Schiffe das Virus in Griff bekamen.

Sämtliche Schiffe stellten ihre Fahrten ein und wurden kostensparend auf See geankert und die Crews nach Hause geschickt. Corona hat das Kreuzfahrtgeschäft praktisch versenkt. Und das ganz ohne Eisberg.

Kreuzfahrt in Zeiten von Corona

Die Reedereien waren danach lange in Schockstarre, einen echten Plan, wie es weiter gehen könnte, hatten sie nicht. Nun versuchen sie den Neuanfang, und schon jetzt steht fest, dass Kreuzfahrten ganz anders ablaufen werden als vor der Coronakrise.

Den bislang normalen Ablauf von Einschiffen → Tag auf See → Hafen → Landgang mit Ausflügen → Tag auf See → Rückkehr zum Ausgangshafen wird es so nicht mehr geben. Die Landgänge entfallen bis auf weiteres komplett. Zumindest planen dies AIDA und Tui Cruises.

Tui Cruises bietet mit ihren Schiffen „Mein Schiff 1“ und „Mein Schiff 2“ Fahrten von Hamburg bzw. Kiel nach Norwegen an. AIDA Cruises startet von Rostock und Kiel aus. Alles ohne Landgänge. Dafür funktioniert das Marketing schon wieder ganz gut und nennt dieses abgespeckten Touren „Blaue Reisen“ und „Borderlebnis pur“. Das bedeutet keine Ausflüge an Land, kein Hafenerlebnis, keine Attraktionen.

Bei Hurtigruten sind Fahrten wieder entlang der norwegischen Küste möglich. Dabei gehören Landgänge allerdings zum Geschäft, denn die Schiffe der Hurtigruten sind keine Kreuzfahrtschiffe im eigentlichen Sinne, sondern vor allem Transportmittel für die norwegische Bevölkerung.

Blick vom Kreuzfahrtschiff | Foto: neufal54, pixabay.com, CC0 Creative Commons

Blick vom Kreuzfahrtschiff | Foto: neufal54, pixabay.com, CC0 Creative Commons

Allen Touren gemeinsam sind jedoch die strengen Hygienevorschriften, die an Bord gelten. Keine Reederei will schließlich mehr erleben müssen, dass eines ihrer Schiffe wegen eines Corona Ausbruchs unter Quarantäne gestellt wird und nicht mehr in den Hafen einlaufen darf.

Das bedeutet bspw. für AIDA und Tui Cruises, dass nicht nur die Ausflüge wegfallen, auch das soziale Leben und die Unterhaltung an Bord werden nur noch eingeschränkt möglich sein. Social Distancing ist das Stichwort. Deshalb fahren weniger Passagiere pro Tour mit und der Mindestabstand von 1,50 m der Gäste untereinander muss strikt eingehalten werden. Das gilt fürs Essen in den Restaurants ebenso wie den Besuch in der Bar, den Theatern und den zahlreichen anderen Freizeiteinrichtungen an Bord.

Alles wird zudem streng kontrolliert, spontane Partys an Bord soll es nicht geben. Dazu kommen Fiebermessen beim Check-In und strikte Isolation von möglichen Infizierten.

Die Reedereien wollen alles unternehmen, damit ihre Schiffe nicht zu Virenschleudern werden und das Image der Kreuzfahrten weiter darunter leidet.

Ausblick in die Zukunft

Ob und wie weit solche Fahrten noch etwas mit den Erwartungen der Gäste zu tun haben, werden die nun startenden ersten Fahrten zeigen. Wer allein reist, wird es auf solch einer Kreuzfahrt allerdings auch bleiben. Ein Argument, das viele Alleinstehende meist ältere Menschen wohl sicherlich davon abhalten wird, auch künftig an Bord zu gehen.

Die Kreuzfahrt wie vor der Pandemie sind nicht möglich, solange das Virus nicht vollständig besiegt, sprich bis ein Impfstoff verfügbar ist. Landgänge wird es deshalb auf absehbare Zeit nicht geben. Das wird sich auch auf die Art der Schiffe und der Gäste auswirken. Das komplette Segment Kreuzfahrt steht deshalb vor tiefgreifenden Umbrüchen, und das alles unter der Unsicherheit der weiteren Entwicklung der Corona Pandemie.

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